„Bushfallers“ – Film & Gespräch //& Performance: Sturmflut der Mikilisten

In Kooperation mit Augsburg Postkolonial im Rahmen der Afrikanischen Wochen
Film und Filmgespräch mit Regisseur Nils Benjamin Keding und Produktionsleiter Mbuh Blaise Baneh
„Bushfallers“ ist in Kamerun eine umgangssprachliche Bezeichnung für jene, die in ein industrialisiertes Land ausgewandert sind. Was motiviert die Menschen und welche Vorstellungen von Europa stehen dahinter? Welches Europa finden sie letztlich in der Realität vor? Vier Filmemacher aus Kamerun und Deutschland lassen in ihrer einstündigen Interview- Dokumentation Ausgewanderte zu Wort kommen.
Nils Benjamin Keding, Deutschland/Kamerun 2018
(Auf Deutsch und Englisch mit englischen Untertiteln)
***************************************
Performance „Sturmflut der Mikilisten“ von Christ Mukenge und Lydia Schellhammer
Das deutsch-kongolesische Duo Mukenge/Schellhammer beschäftigt sich mit interkulturellen Kontexten zwischen Europa und Afrika. Dabei geht es nicht um politische Korrektheit oder Aufklärung, sondern um subjektive Perspektiven, populäre Stereotypen, Missverständnisse. « Grand prêtre Mikiliste » ist im Kongo eine Bezeichnung für Kongolesen, die nach Europa gereist sind, die die Welt gesehen haben und vermeintlich mit viel Geld nach Kinshasa zurückkehren. Im Heimatland werden sie als große Priester gefeiert, die Zugang zum gelobten Land Europa haben, die dadurch „im Niveau gestiegen“ sind. Auch in der postkolonialen Zeit sind die Reste von sozialpsychologischen Konstruktionen der Vergangenheit spürbar. Frantz Fanon nennt sie reaktive Psychosen, die psychischen Überbleibsel von Machtstrukturen, die sich in Verhaltens-,Umgangsweisen und Vorstellungen äußern. Fanon konstatiert bereits 1960, dass „von der dritten Welt wie von einer Sturmflut gesprochen wird, die ganz Europa zu verschlingen droht“ (Fanon, 1961), was an die aktuelle Rhetorik der europäischen Flüchtlingsdebatte erinnert. Afrikanische Identität wird entmenschlicht – die Performance „Sturmflut der Mikilisten“ stellt dem eurozentrischen Blick einen afrikanischen Blick entgegen, beide Blickwinkel vermischen sich, stiften Verwirrung, erzeugen Dialoge und schaffen Platz für Neues.