»DIE, SHOULD SEA BE FALLEN IN« / Theater

I and U, und davon was IU sein könnte
Es ist schon eine komische (und vielleicht vielmehr traurige) Sache mit dem Österr-ich (oder auch dem German-i, oder auch dem…). Es streckt die Brust nämlich immer ganz besonders weit heraus, wenn es engstlich dem Ref-u-gee gegenübersteht. Duden, Angst: >>mit Beklemmung, Bedrückung, Erregung einhergehender Gefühlszustand [angesichts einer Gefahr]; undeutliches Gefühl des Bedrohtseins<<. Es fühlt sich seltsamerweise dann am sich-ersten und nächsten, wenn es sich, begleitet von einem undeutlichen Gefühl des Bedrohtseins, selbst über die Refugees zu erkennen glaubt, glaubt sich erkennen zu müssen, erkennen glaubt zu können. Folgende Beispiele könnten etwa diese befremdliche Nebenwirkung auf das Österr-ich hervorrufen:
[ Traiskirchen Schepperei
Votivkirche Integration Notunterkunft
Zusammenleben in Österreich ]
In unserem Projekt, unserer Bearbeitung von Jelineks >>Die Schutzbefohlenen, wird versucht diesen eigentümliche Mechanismus zu befragen, hinterfragen, umzufragen, hoffentlich aber zu fragmentieren und defragmentieren. Das passiert gemeinsam mit denen die hier sind (egal ob sie nun da waren, gekommen sind, oder noch kommen wollen) – wir sind gemeinsam, wir schaffen gemeinsam. Zusammen wurde und wird versucht, vom Entwicklungsprozess zur Aufführung selbst und noch weiter, einen Gegensatz zur alten Poetik der Grenze zu leben, zu denken, und diese umzudichten: >>Österreich. Deutschland. Georgien. Pakistan. Syrien. Türkei…..<< könnte bei uns möglicherweise lauten: >>P Ö A S K T I E S R T R A E N I G C E H O T R Ü G R I K E E N I …<<; – ist das vielleicht eine Idee was IU sein könnte-sollte? Ein Ort für die Welt? Wir wissen es nicht genau, genau darum, werden wir weiter fragen.
Alexander Wöran
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DIE, SHOULD SEA BE FALLEN IN ist ein Übersetzungsprojekt des Versatoriums mit Refugees des Refugee Protest Camp Vienna und Studierenden in Zusammenarbeit mit der Regisseurin Ivna Zic und dem DRAMA FORUM von uniT, das die ambivalenten Stimmen in Elfriede Jelineks Text DIE SCHUTZBEFOHLENEN bespricht, ihnen widerspricht, ihrer Fürsprache nicht entspricht, sie hört und für sich sprechen lässt. In diesem Resonanzraum wird die Einsprachigkeit der deutschen (Ver-)Fassung mehrsprachig aufgefasst, wobei sich die verschiedenen Sprachen u.a. in ihrer Lautlichkeit annähern.
VERSATORIUM – Verein für Gedichte und Übersetzen – arbeitet an der Erforschung und Übersetzung von Poesie und bildet eine Schnittstelle zwischen Kunst und Wissenschaft. Aus mehreren Universitätsseminaren seit 2009 hervorgegangen, ist VERSATORIUM eine von der Universität unabhängige Gruppe von geschätzten 30 jungen ForscherInnen aus verschiedenen Fachbereichen, dem österreichischen Autor Peter Waterhouse und der georgischen Übersetzerin Nino Idoidze.