Le Grand History

Rückblick und Meilensteine

Die Soziale Plastik

Im Prinzip kann man die Werte Freiheit, Eigenverantwortlichkeit und Solidarität als Säulen unseres Menschenbilds benennen.

Wir glauben, dass sich Menschen so verhalten, wie man sie behandelt, aber auch, dass in Jedem/ in Jeder von uns ein kreativer Kern steckt. Deutlich kommt dieses Menschenbild bei dem erweiterten Kunstbegriff nach Beuys zum Vorschein, an das wir uns anlehnen.

»Der Kunstbegriff bezieht sich nicht länger nur auf diese Künstler – schon bereits genannten Künstler – in einem reduktionistischen Kulturbetrieb, sondern der Kunstbegriff richtet sich auf jedermann als einen Künstler. In jedem Menschen wird also das schöpferische, kreative Wesen angesprochen. In jedem Menschen wird das freie, sich selbst bestimmende und seine Umgebung mitbestimmende umgestalten könnende Wesen gesehen, welches Gestaltung im gesamtgesellschaftlichen Bereiche vollzieht.« – Josef Beuys

Im Gegensatz zur konstruktivistischen Annahme, dass jeder Mensch von Geburt an neutral ist, spricht Beuys davon, dass »der Mensch potentiell seinem Wesen nach ein schöpferisches Wesen ist und aus seiner Freiheit heraus Gestaltungen im gesamtgesellschaftlichen Bereich jeweils in seinem Arbeitsfelde vollziehen kann« (Beuys). Der erweiterte Kunstbegriff stellt Beuys in seiner Theorie der Sozialen Skulptur (auch genannt Soziale Plastik) dar. Die Idee basiert auf der Grundlage, dass der Mensch durch Denken, selbständiges Handeln und Sprache neue, soziale Strukturen entwickelt. Mit dieser Grundidee startete 2011 auch das GHC, was sich in der Überschrift des ersten Druckwerks zeigt: »Konzept für eine soziale Skulptur in Augsburgs Herzen«.


Presseerklärung >>
2011 Juli

PROJEKTENTWICKLUNG UND ANEIGNUNG DES HAUSES

Drei Augsburger Kunst- und Kreativschaffende sind auf der Suche nach einem Gebäude zur Zwischennutzung und entdecken das leer stehende Pflegeheim im Springergässchen. Die Immobilie der Diakonie steht seit vier Jahren leer und bietet unglaublich viel Platz für Ideen. Die Pläne der Diakonie beinhalten zu der Zeit eine Nutzung des Hauses als Gemeinschaftsunterkunft für AsylbewerberInnen. Dieser Eckpfeiler inspiriert die Drei zur Erweiterung ihrer Anfangsidee zum jetzigen Grandhotel Cosmopolis.
2011 September

TREFFEN MIT HAUSEIGENTÜMER UND REGIERUNG VON SCHWABEN

Erstes Treffen mit dem Vorstand des Diakonischen Werks Pfarrer Fritz Grassmann. Die Idee wird vorgestellt und am Ende des Gespräches erhalten die Aktivisten einen Schlüssel zum Haus. Ein Tag später gab es dann ein Treffen mit der Regierung von Schwaben, welche zuständig ist für die Unterbringung von Asylsuchenden. Danach wird mit der Ausarbeitung des Konzeptes im »Projektbüro« im dritten Stock begonnen.
Währenddessen gab es von der Politik und von den Anwohnern Informations- und Protestveranstaltungen. Ängste der Nachbarn wurden kundgetan und versucht abzubauen, was nur teilweise gelang.
2011 Oktober

UMBAU DER SPÄTEREN LOBBY

Am 15. Oktober 2011 wird die Lobby erobert und die Gruppe wächst sehr schnell auf zwölf Kreative. Sie wird zum zentralen Treffpunkt und zum Informationsort für die Idee. Immer mehr Freiwillige schließen sich an.
2011 November

START DER MEDIALEN AUFMERKSAMKEIT

Am 31. November 2011 erschien der erste Pressebericht über das Grandhotel Cosmopolis in Form eines Artikels in der Augsburger Allgemeine. In den folgenden Jahren waren ARD, ZDF, BR, ARTE, DEUTSCHLANDRADIO KULTUR, BR2 ZÜNDFUNK, FAZ, DIE ZEIT, taz, DIE WELT, DER SPIEGEL und unzählige andere nationale und internationale Medienvertreter vor Ort, um aus und über das Projekt zu berichten.
2011 Dezember

NACHBARSCHAFTSGESPRÄCHE

Die Lobby wurde am 1. Dezember 2011 mit einer Einladung an die Nachbarn eröffnet. An diesem Abend wurde die Idee einer Sozialen Skulptur in Augsburgs Herzen vorgestellt.
Aus einem harten Schlagabtausch zwischen Fronten wurde ein Gespräch zwischen Menschen. Die schlimmsten Vorbehalte wurden abgebaut, Vertrauen wurde zaghaft geweckt.
Dezember 2011 bis November 2012

KONZERTE, KULTUR & VERBREITUNG DER IDEE

Über 50 erfolgreiche Konzerte mit teils internationalen Gästen sowie Veranstaltungen aus den Bereichen Kultur, Politik und Bildung zeigten bereits das Potential. In knapp 300 Führungen konnten sich interessierte Besucher ein Bild von der fortschreitenden Umgestaltung des Hauses machen. Seitdem widmeten sich bis zu 60 Menschen unterschiedlichster Herkunft dem Projekt. Mehrere tausend unbezahlte Stunden wurden investiert, um einer Vision die Chance auf Verwirklichung zu geben.
Juli 2012

HOHES FRIEDENSFEST; KÜNSTLERISCHE INTERVENTIONEN; VERANSTALTUNGEN

Die ersten Kooperationen mit der Stadt und dem Stadttheater beginnen anlässlich des Hohen Friedensfestes 2012. Im Rahmen des Begleitprogramms wurde unser Haus in Kooperation mit dem Stadttheater unter dem Motto »Ein Platz an der Sonne – Leben im Grandhotel« bespielt. Außerdem fanden weiter Veranstaltungen und Ausstellungen statt. Die Beteiligung des Grandhotels im Rahmen des Friedensfestes ist zu einem jährlichen kulturellen Highlight der Stadt Augsburg geworden.
Es ist schwierig hier eine Auswahl von weiteren künstlerischen Interventionen aufzuzählen. Trotzdem sollen hier die Installation bei der Oper »Intolleranza 1960« im Stadttheater, die Workshops zur »Utopia Toolbox« Juliane Stiegele, und die Workshopreihe »Going beyond my borders« mit Langzeitarbeitslosen und Flüchtlingen beispielhaft erwähnt werden. Gerade die Kunst hat sich als ein enorm wichtiges Bindeglied und damit einer besonderen Stärke unseres Hauses erwiesen.
Mai 2012 bis Oktober 2012

POLITISCHE ANERKENNUNG UND GENEHMIGUNG

Unter die Interessierten, die das Haus besuchen, mischen sich immer öfter Vertreter von Parteien. So besuchen in der Phase von Dezember 2011 bis Mai 2012 alle im Rathaus vertretenen Fraktionen das Grandhotel und lassen sich das Konzept erklären. Außerdem kommen auch Landtags- und Bundestagsabgeordnete, um sich ein Bild von dieser neuen Idee zu machen.
Am 10. Mai 2012 beschließt der Stadtrat der Stadt Augsburg einstimmig, dass sich die Verwaltung darum kümmern soll, dass die Idee genehmigt werden kann. Am 05. Oktober 2012 holt eine Abordnung des Grandhotels im Hochbauamt die Genehmigung der Nutzungsänderung mit einem großen Happening ab. Ab Dezember 2012 endet die Phase der öffentlichen Veranstaltungen, da das Haus langsam zur Baustelle mutiert. Seit der Baugenehmigung hatte das Team begonnen, sich auf den Umbau einzustellen und ihn zu planen.
Mai/Juni 2012

ES WIRD ERNST! FARHAD SIDIQUI SOLL ABGESCHOBEN WERDEN


Juli 2012

GRÜNDUNG DES VEREINS GRANDHOTEL COSMOPOLIS

Da das Projekt immer realer wird, musste sich die Gruppe eine Rechtsform suchen. Anfangs wurde das Modell einer Genossenschaft favorisiert, konnte aber wegen der Komplexität der Gründung nicht umgesetzt werden. Um eine Hierarchisierung zu vermeiden, gibt es im Verein nur gleichberechtigte Vorstände, da sich das Projekt als basisdemokratisch versteht.
Was sich kompliziert anhört, klappt in der Realität jedoch sehr gut.
November 2012

GEWINN DES PREISES »MITEINANDER« VOM BAYERISCHEN RUNDFUNK

Am 9. November 2012 durften die Grandhoteliers den ersten Preis im BR Studio entgegennehmen. Mit großer Mehrheit hatte sich das Publikum für die Idee entschieden. Weitere Preise folgten: Start Social-Stipendium (2012/2013), Bundessieger in der Kategorie Gesellschaft und Auszeichnung zum »Ort der Ideen« des Wettbewerbs »Deutschland – Land der Ideen« und zweiter Platz beim Augsburger Zukunftspreis für Nachhaltigkeit (Oktober 2013).
Januar bis Juli 2013

RENOVIERUNG UND ERFOLGREICHE ABNAHME

Ab dem 7. Januar 2013 beginnt die inzwischen auf 25 Menschen angewachsene Gruppe der Hoteliers sich mit vollem Einsatz um den Umbau des Hauses zu kümmern. Wände werden herausgebrochen, marode Leitungen repariert und nach und nach nimmt das spätere Hotel Gestalt an. Neben den künstlerischen Aspekten geht es aber auch sehr stark um Brandschutz und Fluchtwege. Die endgültige Abnahme und damit die Freigabe zum Betrieb des Grandhotels erfolgt am 15. Juli 2013.
April 2013

ERSTE PROJEKTFÖRDERGELDER

Im April 2013 bekommt das Grandhotel zum ersten Mal öffentliche Fördergelder durch das Bundesprojekt »Toleranz fördern – Kompetenz stärken«. Mit diesen Geldern wird der Aufbau einer Plattform für ziviles Engagement unterstützt. Im Juli 2013 steigt dann die »Robert Bosch Stiftung« ein und ermöglicht die Schaffung eines Nachtbereitschaftsdienstes und finanziert verschiedene Workshops für und mit den »Hotelgästen mit Asyl« und Mitgliedern der Stadtgesellschaft.
Juli 2013

EINZUG DER ERSTEN »HOTELGÄSTE MIT ASYL«

Am 18. Juli 2013 war es dann endlich soweit: die ersten Asylgäste kamen mit Bussen aus Zirndorf und bezogen ihre Zimmer. Die Spannung war groß, ebenso die Vorfreude. Empfangen wurden sie mit einem großen Essen, welches die Stimmung auflockerte. Überrascht waren wir, dass fast nur tschetschenische Gäste kamen, was uns kurzfristig vor eine Sprachbarriere stellte. Schnell wurden russische DolmetscherInnen gesucht und gefunden. Dublin 2 wurde Realität und von den Bauarbeiten ging es nun über in das Aktivistentum mit Lobbyarbeit.
Oktober 2013

ERÖFFNUNG DES »HOTELS OHNE ASYL«

Am 8. Oktober 2013 wurde das »Hotel ohne Asyl« mit einem Treppenhauskonzert, Ansprache und einer Vernissage der künstlerisch gestalteten Hotelzimmer feierlich eröffnet.
In den Monaten zuvor, waren die Hotelzimmer von Künstlern und Künstlerinnen aus Augsburg und der ganzen Welt individuell gestaltet worden. An Namen wie »Chanel No. 5«, »Grande Dame«, »Spiegelzimmer«, »Maskerade des Lebens«, oder »Leuchtturm« lässt sich erahnen, welche Vielfalt sich hinter den Hoteltüren verbirgt. Seit diesem Zeitpunkt kann man sie über diese Webseite buchen.
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